Danzig - kultureller Schmelztiegel

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Ostatnia aktualizacja: 27 czerwca 2017 r.

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Danzig - viele Kulturen, eine Stadt

Multikulturalität ist ein sehr modisches und gängiges Schlagwort, auf das sich sowohl Politiker als auch Kulturschaffende gerne berufen.  Im Fall des historischen Danzig erscheint sie etwas Selbstverständliches und Natürliches zu sein, ein Begriff, der in der Art eines historischen Dogmas zu funktionieren beginnt. Der Anteil der Vertreter verschiedener Nationen und ethnischen Gemeinschaften an der Schaffung der zivilisatorischen Landschaft Danzigs ist nicht zu bestreiten. Diese Seite soll sowohl den heutigen Bewohnern der Stadt als auch an der Thematik interessierten Touristen es erleichtern, die Spuren der Anwesenheit von Vertretern anderer Kulturen zu identifizieren und sich auch mit dem heutigen, schon etwas anderen, aber weiterhin gastfreundlichen Danzig vertraut zu machen.

Um jedoch über den Wahrheitsgehalt der Behauptung von der Multikulturalität des historischen Danzigs nachdenken zu können und die Überreste dieser Vielfalt im städtischen Raum kennenzulernen, sollten wir erst darüber nachdenken, was wir unter dem Begriff Multikulturalität verstehen werden.

Gewöhnlich wird Multikulturalität als friedliche Koexistenz von Vertretern verschiedener Kulturkreise auf einem Gebiet definiert, gewöhnlich in einem Land, in einer Stadt, im Rahmen einer breiteren Gemeinschaft. Die Dimension dieser Koexistenz kann jedoch sehr unterschiedlich sein.

Koexistenz und kultureller Schmelztiegel

Das Phänomen der Multikulturalität kann man in zwei grundlegende Formen aufteilen. Die erste ist die vollständige kulturelle Andersartigkeit von Mitgliedern der Gemeinschaft auf dem jeweiligen Gebiet, die zweite der sog. kulturelle Schmelztiegel. Man kann viele Beispiele für diese beiden extremen Formen der Multikulturalität nennen. Eine multikulturelle Stadt im ersteren Sinne war Lemberg vor dem Krieg, in dem zusammen, aber dennoch stark für sich allein Polen, Ukrainer, Juden und Deutsche, aber auch andere ethnische und kulturelle Gruppen funktionierten, die die Andersartigkeit der Bräuche aufrechterhalten haben, oft der Konfession, aber vor allem der Sprache. Ganz anders sehen die vielfältigen Kulturen unter Bedingungen des sog. kulturellen Schmelztiegels aus. Ein solcher Schmelztiegel ist (oder vielleicht eher war) die Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, die zwar Millionen von Ankömmlingen aus verschiedenen Teilen der Welt aufgenommen hat, jedoch von ihnen verlangte, sich die angelsächsischen Rahmen zu eigen zu machen  und die so von ihren Einflüssen durchdrungen dabei ganz neue Werte annahmen.

Im Fall des historischen Danzig haben wir es mit Sicherheit mit diesem zweiten Modell der Multikulturalität zu tun. Das städtische Danzig wurde seit den Zeiten der ersten Stadtgründung in Anlehnung an norddeutsche Vorbilder gebaut (Lübecker Recht und Lübecker Siedler im 14. Jh.). Dominierende Sprache während des größten Teils seiner Geschichte waren Dialekte des Deutschen. Um in der Stadt etwas zu bedeuten, musste man die Sprache kennen, um etwas in den einflussreichen Kreisen zu bedeuten, musste man die Kultur dieser Kreise annehmen. Und hier taucht das Problem auf: was war das für eine Kultur?

Deutsche Quellen?

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Deutsche Autoren behaupten mit Nachdruck, dass dies die deutsche Kultur war. Das ist jedoch nicht war, und das aus mehreren Gründen. Zum einen gab es zu den Zeiten, die das "Zeitalter des alten Danzig" genannt werden, also von der Entstehung der Stadt bis zu ihrer Annexion durch Preußen im 18. Jh. keine "eine" Kultur, die man als deutsch ansehen könnte. Deutschland war ein Puzzle von mehr oder weniger politisch unabhängigen Kleinstaaten, die sich durch große kulturelle Vielfalt auszeichneten. Einem Bürger von Lübeck oder Hamburg stand ein Bewohner der Niederlande oder des südlichen Dänemarks näher als ein Bayer, Sachse oder Bewohner Hessens. Der Prozess der kulturellen Vereinheitlichung Deutschland, der bis heute nicht abgeschlossen ist, hat erst gegen Ende des 18. Jh. begonnen, just dann, als das alte Danzig aufhörte, zu bestehen.

 

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Fot. Żaneta Kucharska

Als Stadt, die im Grenzbereich des Einflusses einer Kultur liegt, die ihre Quelle auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands hat, war Danzig sehr offen für kulturelle Faktoren von außen.

In diesem Prozess der Einflussnahme auf die Kultur der Stadt haben das slawische Hinterland und die Beziehungen zu Polen eine enorme Rolle gespielt. Ein anderer Faktor der Modifizierung der ursprünglich norddeutschen Vorbilder waren die breiten (wie es sich für eine Hafenstadt gehörte) zivilisatorischen Kontakte zu gesamten bekannten Welt als Ergebnis der Wirtschaftsbeziehungen. Bedeutenden Einfluss auf die räumliche und architektonische Gestalt der Stadt hatten Künstler und Handwerker, die zusammen mit ihrer Kunst auch aus anderen Teilen Europas stammende Vorbilder eingebracht haben.

Danziger Schmelztiegel

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Gerade auf diese Weise ist die Danziger Kultur trotz unbestreitbar norddeutscher Quellen durch die Jahrhunderte der Einflüsse eine völlig andere, neue und eigene Zivilisationsform geworden, die breit aus den vielfältigen Vorbildern schöpft. Über Jahrhunderte wurden bewußt oder unbewußt fremde Bestandteile in den kulturellen Blutkreislauf der Stadt aufgenommen. Danzig war somit ein klassisches Beispiel eines kulturellen Schmelztiegels, in dem all das, was die Menschen, die in die Stadt kamen, mit sich brachten, zusammenschmelzend eine neue Qualität erlangte. Dies betraf gleichermaßen Einwanderer aus dem polnischen Hinterland als auch Ankömmlinge aus dem Westen. Das Ergebnis davon waren spezifische und charakteristische Andersartigkeiten in den Bräuchen, Trachten, der Architektur und insbesondere der Sprache.

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fot. Jerzy Pinkas
Spuren der Anwesenheit von Vertretern verschiedener Kulturen und Nationen in Danzig kann man fast überall auf seinem Gebiet finden. Für den Anfang schlagen wir einen Spaziergang durch die Innenstadt von Danzig vor. Das Auffinden von Spuren der Multikulturalität erleichtert uns während der Wanderung eine Karte mit eingetragenen Haltestellen. auf der Strecke. Indem wir an jedem dieser Punkte anhalten, werden wir uns umschauen, uns interessierende Objekte und Orte suchen, die mit Personen und Menschengruppen verbunden sind, welche aus weit entfernten Regionen stammend, ihre Spur an der Mottlau hinterlassen haben.